Die Gemeindebriefausgabe für März/April 2025 finden Sie hier
Geistliches Wort der Monate März und April:
Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?
„Brennst Du für Jesus?“ war die Frage, die mir aus einer Predigt des Gründers der Jesus Freaks, Martin Dreyer, in Erinnerung geblieben ist. Um dann sogleich an ein Wort Jesu erinnert zu werden: Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte! (Lk12,49) Ein geheimnisvolles Wort, das wach macht, eine Reaktion hervorruft. Ja, sollte ich denn brennen?
Radikal, von der Wurzel an für Jesus sein, ihm in seiner Lehre nachfolgen, mit ihm auf den kommenden Gott hoffen und harren, das ist, was heute noch viele Christinnen und Christen antreibt. Sich einer Sache verschreiben, sie mit Leidenschaft tun, kann eine große Kraftquelle sein. Ein wenig hat das Wort Jesu, der Glaube könne Berge versetzen, wohl hier seinen Grund. Auch Jesus verfolgte seine Sache, die Verkündigung des Evangeliums, radikal. Indes, die Schattenseiten eines solchen Glühens sind bekannt. Der Begriff des Burn-Outs kommt nicht von Ungefähr. Und radikal von einer Wahrheit überzeugt zu sein, kann schnell zum intoleranten Streit führen, jeglicher Extremismus ante portas. Und dennoch: Jesus deshalb nicht zu feiern wie Fußballfans den FC St. Pauli – ebenfalls ein Bild des Kiez-Predigers –, geht an der Emphase und Wahrheit Jesu Christi auch irgendwie vorbei. Jesus ist doch schon ein wenig unser Held, oder?
Von dem Philosophen Bertrand Russell stammt das Bonmot: „Wer mit 18 Jahren nicht Kommunist ist, hat kein Herz. Wer es mit 30 immer noch ist, keinen Verstand.“ Offenbar ist das leidenschaftliche Brennen für eine Wahrheit, so muss man ihn wohl verstehen, nicht nur ein Vorrecht der Jugend, sondern womöglich auch ein Schritt zur weiteren Erkenntnis. Beides gehört dann im fortschreitenden, sich setzenden und sättigenden Leben des Einzelnen wie auch der Kirche dazu: Die Erinnerung an, ja das Wachhalten der Anfangsenergie, der Kraft und des Kompasses, den diese Radikalität gegeben hat. Und die Einsicht gewinnen und pflegen, dass gelingendes Leben doch Nachsicht, Kompromisse und Rituale braucht. Ein Einwohnen in die Welt, wie sie ist. Gott selbst macht es uns in Bethlehem vor.
Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete? befinden die beiden Jünger, die eben dem Auferstandenen begegnet waren, leiblich, mit ihnen redend, mit ihnen das Brot teilend. Plötzlich ist die Erinnerung da, plötzlich fügt sich alles ins Bild, plötzlich kann man das Brennen des Herzens wieder bemerken. Und euphorisiert drehen sie um, haben neue Kraft, eilen zu den Jüngerinnen nach Jerusalem, ihnen zu erzählen, was wahr ist und sich ihnen wirklich gezeigt hat: dass Jesus Christus auferstanden ist, dass Jesus Christus lebt – mitten unter uns.
Eine Leidenschaft weckende und von Gewissheit erfüllte Passions- und Osterzeit wünscht Ihnen
Pastor Ralf Meyer-Hansen