Geistliches Wort

März / April 2024

Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.                                          

1. Petr. 3,15      

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, lautet eine prägnante Einsicht. Sie kommt von dem Philosophen Aristoteles und erschließt sich uns beim Hören sogleich. Ein Wald ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen, unser Leib mehr als ein Puzzle aus Organen, unsere Erde mehr als ein naturwissenschaftlich beschreibbares blaues Rund im Weltall. Das Ganze ist mehr als die Addition von Fakten und Zusammenhängen. Das Ganze ist mehr, ja. Aber man muss es auch sehen können. Und erzählen.

 

„Wir brauchen wieder eine attraktive Geschichte, wir brauchen wieder eine Utopie“, so sagte es sinngemäß der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda bei der Eröffnung der neu gewählten Synode des Kirchenkreises Hamburg Ost. Momentan hätte die eine Seite in unserer Gesellschaft nur kalte Fakten und die andere nur rückwärtsgewandte Erzählungen anzubieten. Müssten wir als Kirche nicht eigentlich eine Geschichte erzählen können, die das Ganze zuversichtlich in den Blick nimmt? Eine Geschichte, die plausibel und nachvollziehbar von unserer Hoffnung kündet, die in uns ist?

 

Die Geschichte vom Ganzen geht über die Welt hinaus. Die Frage, was nach dem Tod kommt, und auch, ob da noch was kommt, ist keine, mit der man heute eine Talkshow bestreiten würde. Sie ist für uns persönlich wichtig. Wir erinnern uns an verstorbene Familienmitglieder, an Menschen, die uns wichtig waren, die unser Leben geprägt haben. Der Duft ihres Treppenhauses, dieser Blumen, die sie so mochte, die typischen Worte, die er bei solchem Anlass gesagt hätte. Wir tragen die Erinnerungen in uns, und darin werden die Vorausgegangenen wieder lebendig. Für einen Augenblick. Mit den Jahren aber oft auch immer blasser. Was bleibt?

 

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, das gilt auch für Zeit und All. Alles, was ist, was war und was sein wird, alles zusammen ist mehr. Ein Ganzes für jemanden, der dieses Ganze auch sehen kann und die Geschichte zu erzählen weiß. Die Geschichte unserer Lieben und unseres Lebens. Im ganz großen Zusammenhang. Und wir können das auch. Vom großen Ganzen reden, von der Hoffnung, die in uns ist. Es gibt einen Erzählfaden, der von Abraham über Mose und David bis Jesus reicht. Bis zu seiner Passion. Bis zu unserer Taufe. Bis heute. Davon werden wir erzählen. Um Licht in die Welt zu tragen.

 

Eine glaubensstärkende Passionszeit und ein Osterfest voller Gewissheiten wünscht Ihnen

Pastor Ralf Meyer-Hansen