Wie sehr mögen die Reinbeker die Anlage des neuen Friedhofes begrüßt haben! Sie gehörten damals in kirchlicher Hinsicht zur Gemeinde Steinbek bei Hamburg, so dass sie für jede Beerdigung weite Wege zurücklegen mussten. Man kann dort heute noch alte Grabsteine von Reinbeker Bürgern finden.
Der Friedhof gehörte in den ersten Jahrzehnten der Ortsgemeinde Reinbek. Erst 1921 wurde er der Kirchengemeinde zum Eigentum übergeben. Die alte kleine Friedhofskapelle wurde abgerissen und 1930 die jetzige größere errichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Kirchengemeinde ein beträchtliches Stück Land vom Gut Schaumann als Erweiterungsgelände dazu gekauft, weil Reinbeks Bevölkerung rasch gewachsen war und die vorhandene Fläche nicht mehr auszureichen schien.
Wer einmal auf dem Friedhof Klosterbergen in Muße umherwandert, wird eine Menge Entdeckungen machen. Rechts vom Eingangsweg erblickt er schon von weitem die hohe Grabkapelle der Stifterfamilie Schramm/Tiefenbacher, die in den 90er Jahren liebevoll restauriert worden ist. Im Gebiet, das an die Gärtnerei Wagschal grenzt, liegt das große Gräberfeld der "Grauen Schwestern". Das sind die Nonnen der "Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth", dem Orden, der das Krankenhaus gegründet hat und bis heute betreibt.
Nicht weit vom Eingangsweg, ebenfalls auf der rechten Seite, findet man das Gräberfeld der Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges in den Reinbeker Lazaretten gestorben sind. Sie waren damals im St. Adolf-Stift, im Sophienbad (heute Amtsgericht), in der alten Volkschule (heute VHS-Gebäude) und in der Sachsenwaldoberschule eingerichtet.
Nicht weit von den Soldaten liegen polnische und russische Zwangsarbeiter, die während des Krieges in der Kurbelwellenfabrik KUHA in Glinde arbeiten mussten. Es sind Gräber von jungen und älteren Männern, Frauen und sogar Kindern. Was für Schicksale mögen sich hinter den Namen auf den Steinen verbergen? Am Volkstrauertag werden auf beiden Gräberfeldern Kränze niedergelegt.
Dicht am Friedhofseingang findet man eine Anzahl von schlichten Holzkreuzen. Es sind sogenannte Sozialgräber, in denen meist frühere Bewohner der Heilanstalt Sachsenwaldau beerdigt worden sind. Auch einige größere Grabmäler kann man dort entdecken. Eines erinnert an Sönke Nissen, einen Bauingenieur, der beim Bau einer Eisenbahnlinie in Südwestafrika durch Diamantfunde reich wurde. Er hat den Bau eines Koogs in seiner nordfriesischen Heimat unterstützt, der später nach ihm benannt wurde. In Glinde kaufte er das Gut und entwickelte es zu einem Musterbetrieb. Andere Grabanlagen tragen die Namen bekannter Reinbeker Familien. Auf der Rückseite der Friedhofskapelle liegt das Grab des Verlegers Gerd Bucerius, Gründer und Herausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit".
Doch sollten wir nicht nur an die bekannten Namen erinnern. Fast jeder Reinbeker hat hier wohl schon einen ihm lieben Menschen zur letzten Ruhe geleitet. Viele schmerzliche Gedanken und Erinnerungen verbinden sich mit den Gräbern. Deshalb hat es sicher einen tieferen Sinn, dass der Friedhof zur Kirche gehört, weist sie doch einen Weg der Hoffnung über den Tod hinaus.
Quelle: Ilse Böckenhauer in der Festschrift 100 Jahre Maria-Magdalenen-Kirche